5 Gründe, warum ich privat mit Kamera statt Smartphone fotografiere

Ich habe lange an diesem Blogartikel hier gesessen. Ursprünglich wollte ich nämlich darüber schreiben, ob ein Smartphone eine Systemkamera ersetzen kann. Nach einiger Recherche habe ich festgestellt, dass diese Frage ohnehin schon heiß (und teils unsachlich) diskutiert wird. Darum habe ich entschieden, nicht auch noch in dieses Wespennest zu stechen.

Ich möchte dir stattdessen zeigen, warum ich auch abseits von Familien-Fotoshootings lieber mit Kamera statt Smartphone fotografiere. Es folgt also ein absolut subjektiver Erfahrungsbericht zum Thema „Systemkamera vs. Smartphone“. 🙂

Wann fotografiere ich mit dem Smartphone?

Du darfst beruhigt sein: Zum dokumentarischen Familien-Fotoshooting komme ich natürlich nicht mit einer Smartphone-Kamera. 😌

Aber selbstverständlich benutze ich privat auch mal mein Handy zum Fotografieren. Warum auch nicht? Das ist super praktisch, weil ich es sowieso immer dabei habe. Leicht, handlich, passt in alle meine Kleidertaschen (yep, alle meine Kleider haben Taschen 😎).

Die entscheidende Frage ist eher: Wann nutze ich die Smartphone-Kamera überhaupt? Ich habe mal einen Blick in meine Galerie geworfen: Wenn ich im Laden stehe und meinem Freund ein Bild von den überdimensionalen Kürbissen schicken will. Oder um meine Schwestern zu fragen, ob sie noch ein paar tiefe Teller gebrauchen können. Also im Prinzip für Fotos, die ich sowieso gleich wieder lösche.

Von dieser Regel gibt es drei Ausnahmen:

Das fertige Dinner am Wochenende, unmittelbar zwischen Auftun und Essen (#instastory 😅).
Wenn ich meine übliche Runde im Kiez spazieren gehe und keine Lust habe, meine Kamera mitzunehmen.
Für obligatorische Selfies von meinem Freund und mir. Wobei ich inzwischen auch dafür die Kamera nutze, wenn ich das passende Objektiv drauf habe.

Abgesehen von diesen Anwendungsfällen fotografiere ich also immer mit meiner spiegellosen Systemkamera. Und ich habe mich gefragt: Warum ist das eigentlich so? Ich versuche es mal aufzudröseln.

Grund Nr. 1: Bild-Look

Zuallererst ist da die Tatsache, dass ich die Fotos nicht besonders mag, die mein Handy produziert.

Die entstehenden Bilder sind mir persönlich „zu laut“. Was meine ich damit? Sie haben unnatürliche, übersättigte Farben, starke Konturen und einen hohen Weißanteil. Außerdem sind sie sehr brillant, sprich, sie strahlen förmlich.

Wenn du dich in meinem Portfolio umschaust, kannst du erkennen, dass ich mit meiner Bildsprache genau das Gegenteil erreichen möchte. Ich bevorzuge sanfte Kontraste, natürliche Farben und einen matten Bild-Look. Auf diese Weise entstehen zeitlose Bilder, die auch noch in zehn oder zwanzig Jahren aktuell sein werden.

Hier drunter siehst du einen Vergleich desselben Motivs, einmal mit meinem Smartphone aufgenommen und einmal mit meiner Kamera:

dokumentarische familienfotografie berlin the family lens 001
iPhone 12 mini, App „Kamera“
gruener Ohrensessel mit gebluemten Kissen, fotografiert mit spiegelloser Systemkamera
Fujifilm XT-5, Objektiv: XF23mmF2 R WR

Natürlich gibt es inzwischen auch viele Apps, mit denen Handyfotos aufgenommen und bearbeitet werden können. Ich selbst nutze Lightroom Mobile. Damit habe ich wesentlich mehr Kontrolle über das entstehende Foto, keine Frage. Beispielsweise kann ich die Belichtungszeit manuell einstellen und auch die Nachbearbeitung ist individueller möglich.

Aber ich muss sagen, dass mir die Bildbearbeitung auf diesem kleinen Display zu pfriemelig ist (mein iPhone hat „mini“ im Namen, remember? 😄). Und klar, ich könnte die Fotos via Cloud synchronisieren und am PC bearbeiten. Aber seien wir mal ehrlich, dann ist der Vorteil einer Smartphone-Kamera – ihre Unmittelbarkeit – auch irgendwie dahin.

Grund Nr. 2: Bildqualität

Abgesehen von den entstehenden Fotos gibt es auch ein paar technische Aspekte, die mich lieber zur Kamera statt zum Smartphone greifen lassen.

Zoom

Der Zoom meiner Smartphone-Kamera stößt schnell an seine Grenzen. Vielleicht ist es bei neueren Modellen schon besser geworden. Aber bei meinem Handy werden die Umrisse sehr schnell undeutlich, wenn ich doch mal ans Motiv heranzoome (ich versuche es zu vermeiden).

Auch hier habe ich noch einmal einen direkten Vergleich gemacht. Für beide Fotos stand ich an derselben Stelle, etwa 1,5 m vom Motiv entfernt. Das Foto mit dem Smartphone habe ich bei maximaler Zoomstufe aufgenommen, das mit der Kamera mit einem Teleobjektiv.

dokumentarische familienfotografie berlin the family lens 002
iPhone 12 mini, App „Kamera“
dokumentarische familienfotografie berlin smartphone vs kamera 006
Fujifilm XT-5, Objektiv: XF70-300mmF4-5.6 R LM OIS WR

Kurz zur Erklärung: Smartphones haben überwiegend (also nicht nur!) digitalen Zoom, während Kameras optischen Zoom nutzen.

Optischer Zoom verwendet die physische Linse der Kamera, um das Bild zu vergrößern. Weit entfernte Objekte wirken dadurch näher und größer. Trotzdem bleibt das Motiv scharf und hochaufgelöst.

Beim digitalen Zoom hingegen leidet die Bildauflösung. Mach mal den Test: Stell deine Handykamera auf die maximale Zoomstufe und nimm ein Foto auf. Jetzt schau dir das Foto an (zoome ggf. noch weiter rein). Sieht nicht besonders detailliert aus, oder? Der Grund ist, dass beim digitalen Zoom das Motiv nicht näher kommt; es wird nur vergrößert. Hier werden keine neuen Bildinformationen erfasst, wie es beim optischen Zoom möglich ist. Dadurch entstehen „Wissenslücken“ im Bild und es wird unscharf.

Inzwischen haben manche Smartphones auch spezielle Tele-Linsen, die mit optischem Zoom arbeiten. Hier sollte die Bildqualität also etwas besser für weiter entfernte Motive sein. Mein Handy hat das nicht, daher kann ich das nicht beurteilen. Wie gesagt, das hier ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, keine Marktanalyse.

Linsen/Objektive

Wenn wir schon bei Linsen sind: Mein Handy hat zwei, ein Weitwinkel und ein Ultraweitwinkel. Selbst beim Weitwinkel sehe ich manchmal leichte Verzerrungen an den Bildrändern (trotz aktivierter Objektivkorrektur). Am schlimmsten sieht das natürlich bei Personen aus. Die Körperproportionen stimmen dann teilweise nicht mehr, wenn sich jemand zu nah am Bildrand befindet.

In solchen Momenten vermisse ich immer die Freiheit von Kamera-Objektiven. Wir haben einige, von Weitwinkel bis Tele und vieles dazwischen. So kann ich die unterschiedlichsten Motive fotografieren: Landschaften, Tiere, Street oder natürlich auch Familienfotos.

Verschiedene Kameraobjektive stehen dicht nebeneinander auf dem Boden.
Für jedes Motiv gibt es Objektive, die sich besonders gut eignen – wobei das stets von der Intention abhängt. Was soll auf dem erdachten Bild zu sehen sein?

Anfangs fand ich das sehr verwirrend. Warum gibt es 100 verschiedene Objektive für ein und dieselbe Kamera? Aber mit der Zeit habe ich gelernt, wie ich welches Objektiv nutzen kann, um genau das zu zeigen, was ich zeigen will. Und mittlerweile weiß ich jedes Objektiv für sich genommen sehr zu schätzen. Sie sind wie eine Familie mit ganz unterschiedlichen Charakteren, die sich perfekt ergänzen.

Special features

Zu guter Letzt gibt es bestimmte Aufnahmesituationen, die mein Smartphone einfach nicht leisten kann.

Dazu gehört zum Beispiel ein richtig schneller, guter Autofokus. Bewegten Motiven zu folgen, ist nicht so einfach, selbst mit Kamera nicht. Mit meinem iPhone brauche ich es aber gar nicht erst versuchen, weil es das schlicht nicht (gut) kann.

Was ich jedoch am meisten an Smartphone-Fotos vermisse ist Unschärfe. Was das ist? Stell dir vor, du richtest den Fokus deiner Kamera auf dein Kind. Es ist klar und deutlich zu erkennen. Der Hintergrund ist jedoch verschwommen und ganz weich – unscharf eben. Hintergrundunschärfe sorgt dafür, dass dein Kind besonders gut hervorsticht im Bild.

Jetzt sagst du vielleicht, „aber das kann mein Handy doch auch!“ Stimmt. Aber hier entsteht die Unschärfe digital, es ist also nur ein Effekt. Smartphones erkennen das Motiv (dein Kind) und berechnen daraus den Hintergrund. Der wird dann weichgezeichnet. Hier entsteht Unschärfe also durch Software und nicht physikalisch, wie bei einem Kamera-Objektiv. Dadurch ist Smartphone-Unschärfe (noch?) ein wenig zu glatt und zu gleichmäßig.

Grund Nr. 3: Bedienung und Haptik

Kommen wir zum dritten Punkt, weshalb bei mir meistens die Kamera im Duell mit dem Smartphone gewinnt.

Ich bin ein überaus sensorischer Mensch und liebe einfach die Materialität und Haptik einer Kamera. Wie sie in meiner Hand liegt, die kühlen Metall-Rädchen zum Einstellen, dieses mechanische Klicken beim Auslösen. Das macht mich glücklich.

Nahaufnahme der spiegellosen Systemkamera Fujifilm XT-5.
Eine Kamera liegt wesentlich angenehmer in der Hand als ein Smartphone.

Außerdem weiß ich bei der Kamera auch ohne Hinschauen, wie ich meine Einstellungen ändere. Mein Smartphone gibt mir jedoch kein direktes „Feedback“. Hier muss ich zwangsläufig aufs Display schauen – oder hoffen, dass das Foto auch ohne Kontrolle was wird.

Insofern finde ich meine Kamera auch wesentlich handhabbarer als mein Smartphone.

Du kennst das bestimmt auch. Es ist Sommer, du willst ein Foto machen, aber kannst auch bei höchster Helligkeitsstufe nichts mehr erkennen auf dem Handydisplay. 🙄 Ich finde das jedes Mal nervig. Bei der Kamera kann ich dagegen durch den Sucher schauen und sehe, was ich fotografiere. Selbst das Display ist hier vorteilhafter, weil es nicht so extrem spiegelt.

Dazu kommt diese Handakrobatik. Beim Smartphone muss ich mir oft die Finger verrenken, um noch den Auslöseknopf unten zu erreichen. Alternativ sehe ich das Motiv nicht mehr richtig, weil es durch meine Hand verdeckt ist.

Außerdem fühle ich mich in der Bildperspektive etwas eingeschränkt, weil ich das Display nicht ankippen oder drehen kann. Das geht hingegen bei meiner Kamera und hat mir schon so manche Körperverrenkungen erspart. Wenn ich aber das Handy in meine Richtung ankippe, sehe ich nicht mehr, ob der Bildaufbau noch passt.

Beim Smartphone fehlt mir zusammengefasst einfach das Gefühl, etwas mit den Händen zu tun. Und unpraktisch ist es unter Umständen eben auch.

Ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Fotografieren.
Ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung. Urheber: C. Schmidt.

Gründe Nr. 4 und 5: Die wichtigsten…

Warum ist die Kamera immer die erste Wahl für mich im Vergleich zum Smartphone? Das hat zwei wesentliche Gründe.

Zum einen, weil ich auch für mich selbst zeitlose Erinnerungen für die Familienfoto-Schatzkiste haben möchte. Handyfotos sind zwar schön und gut und natürlich sind sie immer noch besser als gar keine Erinnerung zu haben. Aber wenn ich mir später mal diese Bilder anschauen werde, möchte ich nicht als erstes die grellen Farben oder verpixelten Umrisse wahrnehmen. Und ich kenne mich, das würde garantiert so ablaufen. 😅 Bei meinen Kamerafotos kann ich mir dagegen sicher sein: Ich werde unweigerlich vor mich hin lächeln und auch ein bisschen wehmütig sein, weil die Zeit so schnell vergangen ist.

Und der letzte Grund ist sehr simpel: Ich greife immer lieber zur Kamera statt zum Smartphone, weil ich mit ihr voll und ganz ins Fotografieren eintauchen kann.

Meine Kamera will mir nämlich keine 1000 anderen Dinge mitteilen. Sie erinnert mich auch nicht daran, dass ich im Schwestern-Chat noch eine Antwort schicken muss oder was noch einzukaufen ist.

Mit der Kamera kann ich mich vollkommen auf meine Umgebung fokussieren und meiner Kreativität freien Lauf lassen. Es ist ein schwer zu beschreibendes Gefühl – erst recht für mich, die sich leichter mit Bildern als mit Worten ausdrückt. Mit der Kamera in der Hand vergesse ich einfach die Zeit. Ich bin im Flow, wie es so schön heißt. Es ist pure Freude, die mich jedes Mal durchströmt. Darum liebe ich, was ich tue.

Fazit: Kamera vs. Smartphone?

Nun kennst du meine persönlichen Gründe dafür, warum ich auch privat lieber mit Kamera statt Smartphone fotografiere.

Jede von uns hat ihre Vorlieben und es geht nicht darum, eine Technologie über die andere zu stellen. Dafür sind Systemkamera und Smartphone einfach zu unterschiedlich in ihren Funktionen. Smartphones sind wie ein Schweizer Taschenmesser, für alle Eventualitäten gibt es ein Tool. Kameras hingegen haben nur einen Zweck und daher eine hochspezialisierte Technik.

Wie erwähnt ist das hier ein subjektiver Bericht, der nur meine eigenen Geräte beurteilen kann und möchte. Und in diesem Sinne kann ich sagen: Ich sehe große Unterschiede in der Bildqualität. Daher greife ich immer zur Kamera, wenn ich sie dabeihabe. Denn ich wünsche mir Erinnerungen von meinem Freund und mir und von meiner Familie, die zeitlos bleiben und von Dauer sind.

Und falls du beim Lesen neugierig auf ehrliche Familienfotografie geworden bist, schau doch gern mal in mein Portfolio oder lies nach, wie ein dokumentarisches Familien-Fotoshooting mit mir abläuft.

Transparenz

Ich erhalte kein Geld oder Werbegeschenke von den oben namentlich genannten Unternehmen. Ich nenne sie nur beim Namen, um dir mehr Transparenz über meine Erfahrungen und mein Fotografie-Business zu ermöglichen.

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