Meine fotografische Stimme finden oder: Warum deine Familienfotos in 20 Jahren noch genauso schön sein werden wie heute

Du schaust dir alte Familienfotos aus den 80ern an und musst ein bisschen schmunzeln über die grellen Farben und steifen Posen. „Das war damals wohl modern“, denkst du dir. Und dann kommt der kleine Schreck: Werden meine Kinder in zwanzig Jahren genauso über unsere heutigen Fotos denken?

Diese Frage beschäftigt mich jeden Tag als Familienfotografin. Nicht, weil ich Angst vor der Zeit habe – sondern weil ich dir Bilder schenken möchte, die zeitlos bleiben. Bilder, über die deine Enkelkinder nicht schmunzeln, sondern bei denen sie staunend fragen: „Oma, warst du wirklich mal so jung?“

Aber wie entstehen eigentlich zeitlose Aufnahmen? Die Antwort fand ich nicht in Lehrbüchern oder YouTube-Tutorials. Sie versteckte sich in meiner ganz persönlichen Reise – einer Reise voller Umwege, Erkenntnisse und der langsamen Entdeckung meiner eigenen fotografischen Stimme.

Der große Irrtum meiner Anfänge

Als ich vor Jahren endlich wieder zur Kamera griff, war ich überzeugt: Echte Fotografinnen bearbeiten ihre Bilder nicht. Nachbearbeitung? Das ist doch Schummeln! Ein naiver Gedanke, wie ich heute weiß.

Angenommen, du backst einen Kuchen und lässt ihn ungebacken auf dem Blech stehen. Du könntest den Kuchen jetzt einfach essen, aber so richtig gut wird er wohl nicht schmecken. So ähnlich ist es mit so genannten RAW-Dateien direkt aus der Kamera – alle Zutaten sind da, aber ohne die richtige „Entwicklung“ sind sie unfertig.

Ich habe ein bisschen gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.

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Lies weiter: Wenn du mehr über die Eigenschaften und Unterschiede von RAW-Dateien und jpg’s erfahren möchtest, schau gern mal in meinen Beitrag „Von RAW zu JPG: Die Reise deiner Familienfotos zum zeitlosen Erbstück“.

Familienfotos werden erst durch Nachbearbeitung zu zeitlosen Erinnerungen
RAW (links) vs. Edit (rechts): Direkt aus der Kamera entsprechen RAW-Dateien – ein spezielles Bildformat – selten der Vision der Fotografin. Dafür stellen sie aber im Gegensatz zu jpg-Dateien alle Bildinformationen bereit, die die Vision zum Leben erwecken können.

Damals lernte ich die digitale Bildbearbeitung von einem talentierten Landschaftsfotografen anhand eines Onlinekurses. Sein cinematischer Stil verwandelt schöne Landschaften in dramatische Meisterwerke. Ich bin nach wie vor beeindruckt von seinen Aufnahmen. Aber während ich seine Bearbeitungstechniken nachahmte, merkte ich: Diese Bilder sehen zwar spektakulär aus, aber sie fühlen sich nicht an wie meine Welt.

Es war, als würde ich in einem wunderschönen Kleid herumlaufen, in dem ich mich aber nicht wohlfühle. Optisch toll, aber nicht authentisch.

Eine Datei, zwei verschiedene Bildbearbeitungen
Eine Datei, zwei Edits: Vor ein paar Jahren hätte ich dieses Bild wahrscheinlich sehr dramatisch entwickelt (links). Inzwischen weiß ich, wie ich es zu meinem Bild mache (rechts).

Die Suche nach meiner eigenen Sprache

Aufgeschlagene Bücher zeigen Familienfotos von Dokumentar- und Streetfotografinnen
Meine Inspiration: Dokumentar- und Streetfotografie – für mich ein Fenster in das alltägliche Leben (vergangener Welten).

Dann begann meine eigentliche Reise. Wie ein Kind, das sprechen lernt – erst nachmachen, dann ausprobieren, schließlich die eigene Stimme finden.

Ich verbrachte Stunden damit, die Arbeiten von Fotografinnen zu studieren, die mich wirklich berührten. Besonders die Dokumentar- und Streetfotografie hat es mir angetan. Diese Kunst, den perfekten Moment zu erwischen, in dem Alltägliches zu etwas Besonderem wird – ohne, dass die Menschen darum gebeten wurden, zu posieren oder zu lächeln. Einfach nur wow.

Letztes Jahr stand ich in einer Berliner Ausstellung vor den Bildern von Mary Ellen Mark, einer legendären Dokumentarfotografin. Ihre Aufnahmen zogen mich in ihren Bann – nicht wegen dramatischer Effekte oder perfekter Bearbeitung, sondern wegen ihrer unglaublichen Wahrhaftigkeit. In jedem Bild steckte echtes Leben, echte Emotion, echte Verbindung.

Ich fühlte mich bestätigt: Das ist es. Das ist die Art von Bildern, die ich schaffen möchte.

Warum ich Patina liebe – auch bei Fotos

Vielleicht verstehst du mich besser, wenn ich dir von meiner Wohnung erzähle. Einige meiner Möbel sind 80, 90 Jahre alt. Ein Hocker hat einen langen Riss im Bein, Messingbeschläge tragen eine sanfte Patina. Diese kleinen „Makel“ machen die alten Stücke für mich wertvoll – sie erzählen Geschichten.

Wer saß früher an diesem Tisch? Welche Gespräche wurden hier geführt? Welche Familienfeste erlebt? Diese Verbindung zur Geschichte, dieses Gefühl von Beständigkeit – das kann kein fabrikneuer Schrank vermitteln, so schön er auch sein mag (obwohl auch der seinen Platz in meiner Wohnung hat).

Genauso ist es mit Fotos. In einer Zeit, in der Instagram von übersättigten, spektakulären Bildern überflutet wird, sehne ich mich nach etwas anderem. Nach der sanften Schönheit alter Fotografien. Nach Bildern, die nicht schreien, sondern flüstern. Die nicht perfekt sind, sondern echt.

Mein Weg zu dir – und zu euren zeitlosen Erinnerungen

Über die Jahre hat sich meine Art zu fotografieren und zu bearbeiten ziemlich gewandelt. Heute schaffe ich Bilder, die – genau wie meine alten Möbel – hoffentlich über Generationen ihre Geschichte erzählen werden.

Das Licht

Früher fotografierte ich oft zu dunkel, weil Fachmeinungen es oft empfehlen. Der Hintergrund ist, dass bei zu heller Belichtung Details in den hellen Bildbereichen verloren gehen können – allerdings gilt das genauso für die dunklen Bereiche, wenn zu dunkel fotografiert wird. Mir ist inzwischen wichtiger, dass meine Bilder mehr leuchten.

zwei RAW-Dateien von Landschaften im Vergleich
Belichtung früher (link) und heute (rechts): Inzwischen belichte ich meistens etwas über, um meine Bilder mehr leuchten zu lassen (beides unbearbeitete RAWs).

Die Nähe

Statt mit einem Teleobjektiv aus der Ferne zu beobachten, komme ich inzwischen mit der Kamera viel näher ran. Manchmal so nah, dass ich über deine Schulter schauen kann, während du mit deiner Kleinen ein Buch anschaust. Diese Intimität macht den Unterschied zwischen einem Foto und einer Erinnerung.

Übrigens

In meinen Beiträgen „24 Tipps für Profi-Fotos mit dem Smartphone: So einfach machst du bessere Familienfotos“ und „5 Gründe, warum ich privat mit Kamera statt Smartphone fotografiere“ habe ich ein wenig ausführlicher über Kameraobjektive geschrieben. Falls dich das Thema interessiert, lies gern rein.

Die Farben

Nach tausenden bearbeiteten Bildern hat sich mein Auge für Farben deutlich geschärft. Meine Farbpalette ist dabei bewusst zurückhaltender geworden – inspiriert von der subtilen Schönheit analoger Filme. Nicht übersättigt, nicht künstlich, sondern lebendig und authentisch.

Familienfotos bei Kunstlicht
Hauttöne bei Kunstlicht früher (links) und heute (rechts): Nicht nur Handykameras haben damit ihre Probleme. Auch ich habe lange damit gekämpft, dass sie natürlich aussehen.

Die Atmosphäre

Seit einigen Monaten nutze ich einen speziellen Objektiv-Filter, der meinen Bildern eine filmische Qualität verleiht. Er nimmt die Härte aus grellen Lichtern und schenkt einen zarten Schimmer, der besonders Porträts verzaubert.

Die Poesie in deinem Alltag

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Ist Alltagspoesie nicht wundervoll?

Was mich während dieser ganzen Entwicklung am meisten überrascht hat: Je mehr sich meine Technik verfeinerte, desto klarer wurde mein Blick für das, was ich schon immer geliebt habe – die kleinen, scheinbar unbedeutenden Momente des (Familien-) Alltags.

Ein halb ausgetrunkenes Glas Kakao neben einem angebissenen Keks. Kinderfüße, die unter einer Decke hervorlugen. Das sind keine zufälligen Details – sie sind wie die Gebrauchsspuren an meinen Möbeln: Spuren des wirklichen Lebens, die von unzähligen berührenden Momenten erzählen.

Während andere Fotografinnen auf das goldene Licht am Abend warten, sehe ich Schönheit auch im grauen Dienstagnachmittag. Denn dein Leben findet nicht nur zur fotografisch „perfekten“ Zeit statt. Es passiert beim chaotischen Frühstück, während der abendlichen Vorleseroutine, an ganz gewöhnlichen Tagen, die eigentlich außergewöhnlich sind.

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Lies weiter: Du brauchst noch mehr Argumente für ein dokumentarisches Familien-Fotoshooting? Dann schau gern mal in meinen Beitrag „15 Gründe für natürliche Familienfotos im dokumentarischen Stil“ rein.

Familienfotos im Wochenbett
Perfektes Licht? Eher nicht. Aber zwischen gepackten Umzugskartons und abmontierten Lampen findet trotzdem das (Wochenbett-) Leben statt.

Ein Stil, der mit uns wächst

Wenn ich ehrlich bin: Was ich heute meinen „Stil“ nenne, ist eigentlich nur eine Momentaufnahme in einer endlosen Reise. Fotografie ist für mich wie ein lebendiger Dialog – mit den Bildern, die ich aufnehme, mit den Geschichten, die mich inspirieren, und nicht zuletzt mit euch, den Familien, die mir euer Vertrauen schenken.

Vielleicht ist das sogar das Schönste daran: dass diese Entwicklung nie wirklich abgeschlossen ist. Dass ich mit jeder Familie, die ich fotografieren darf, etwas Neues lerne. Dass meine Bilder lebendig bleiben, weil sie aus echten Begegnungen entstehen.

Was das für deine Familie bedeutet

All diese Jahre des Suchens und Findens haben mich zu einer wichtigen Erkenntnis geführt: Meine Art zu fotografieren ist nicht nur eine künstlerische Entscheidung. Sie ist ein Versprechen an dich – dass die Bilder, die ich für deine Familie schaffe, auch in zwanzig Jahren noch genauso berührend sein werden wie heute.

dokumentarisches Familienfoto im Vergleich von Trendfiltern und zeitloser Bearbeitung
Filter-Grusel (links) vs. Zeitlosigkeit (rechts): Die künstlichen Instagram-Filter der 2010er Jahre kennen wir alle noch, oder? Ich setze lieber auf einen zeitlosen Bearbeitungsstil, der eurer Geschichte die Bühne überlässt.
Zeitlos statt trendy:
Während Instagram-Filter kommen und gehen, konzentrieren sich meine Bilder auf das Wesentliche – eure Verbindung als Familie. Keine grellen Farben, die in fünf Jahren peinlich wirken. Keine übertriebenen Effekte, die vom eigentlichen Moment ablenken.
Authentisch statt arrangiert:
Als dokumentarische Familienfotografin leite ich nicht an, sondern beobachte. Ich warte geduldig auf die echten Momente – die manchmal chaotisch sind, aber immer ehrlich. Diese ungestellten Bilder bewahren nicht nur, wie ihr ausgesehen habt, sondern wie euer Leben gerade wirklich ist.
Emotional statt oberflächlich:
Meine zurückhaltende Farbwelt und der sanfte Kontrast lenken den Blick auf das Wichtigste – die Liebe zwischen euch. Statt durch technische Spielereien zu beeindrucken, lässt meine Bildsprache Raum für eure Geschichte.

Eure Geschichte wartet

Wenn deine Kinder in zwanzig Jahren durch die diese Bilder stöbern werden, achten sie vielleicht nicht auf die Belichtung oder die Bildkomposition – aber sie werden hoffentlich die Liebe spüren, die aus jedem Bild spricht. Sie werden sich selbst wiedererkennen, dich, die Geborgenheit eures Zuhauses, die kleinen kostbaren Rituale eures gemeinsamen Lebens.

Das ist es, was mich jeden Tag antreibt: Bilder zu schaffen, die wie meine alten Möbel über Generationen hinweg ihre Geschichte erzählen. Fenster in eure gemeinsame Vergangenheit, die sich auch nach Jahren noch öffnen lassen, um längst vergangene Momente lebendig zu halten.

Wenn dich der Gedanke nicht loslässt, die authentischen Momente deiner Familie hier in Berlin festzuhalten – nicht für Instagram, sondern für euch selbst – dann schau gern mal in mein Portfolio für einen tieferen Einblick in meine Arbeit. Oder schreib mir direkt und wir reden ganz unverbindlich, ganz entspannt.

Deine Familie hat eine einzigartige Geschichte, die es verdient, in zeitloser Schönheit bewahrt zu werden.

Denn manchmal sind es die leisesten Bilder, die am lautesten sprechen.

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